Tierische Biotoppfleger
Konik-Wildpferde neben Galloway-Rindern



Koniks - Foto: Nikola Vagt
Damit etablierte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein im Kreis Ostholstein die fünfte "Wildpferde-Herde" im nördlichsten Bundesland.
Anders als die Rinder, die hier nur im Winter ihrer Naturschutzarbeit nachgehen, bleiben die widerstandsfähigen Pferde das ganze Jahr über auf den 36 Hektar südlich des Wasservogelreservats Wallnau. Sie kommen mit den nährstoffarmen Böden ausgezeichnet zurecht und sollen sich auch über das Schilf hermachen, das die offenen Wasserflächen langsam zuwächst. Keine andere Pferderasse mag die scharfkantigen Blätter und selbst die Robustrinder fressen Reet nur ungern. "Verbiss und Vertritt der Weidetiere sind genau das, was wir auf den Strandwiesen brauchen", erläutert Britta Küper, Projektmanagerin der Stiftung Naturschutz. "Nur so haben die seltenen Arten, die hier heimisch sind, wieder eine Chance." "Der Mix macht´s. Das gilt auch bei der Beweidung", ergänzt Martin Altemüller, NABU-Biotopmanager aus Wallnau. "Pferde und Rinder haben einen anderen Speiseplan, unterschiedliche Fresstechniken und Verhaltensweisen."

Sonnentau - Foto: Nikola Vagt
Die vielfältige Struktur macht die "Wilden Weiden" zu einem attraktiven Terrain für Amphibien, Wasservögel und Pflanzen.
Kreuz- und Wechselkröte brauchen offene Sandstellen zum Eingraben, und ihre Hauptnahrung, die Ameisen, kann sich nur ausbreiten, wenn die Vegetation kurz ist. Aber auch die 16 dort gefundenen Pflanzen der Roten Liste wie der Klappertopf sind alle samt konkurrenzschwache Arten, die unter einer verfilzten Grasdecke keine Chance haben. Raritäten wie Zwerg-Lein oder Sonnentau in feuchten Dünensenken sind erst durch die Beweidung wieder erschienen. Ihre Vorkommen galten auf Fehmarn als erloschen, ihre Samen haben aber im Boden überdauert und fanden erst durch die Arbeit der robusten "Rasenmäher" wieder optimale Keimbedingungen.

Konik - Foto: Lutz Schnier
Die dem ausgestorbenen Tarpan-Pferd nahestehenden Koniks (polnisch: Pferdchen) kennen sich bestens aus in der Landschaftspflege und auch das raue Ostseeklima sind sie gewohnt. Aufgewachsen sind unsere ersten Hengste im Stiftungsland Geltinger Birk. Dort hat die Stiftung Naturschutz 2002 eine elfköpfige Konikherde freigelassen. Inzwischen sind es rund 50 Tiere in drei Herden geworden (2010). Da aber nicht alle Hengste eine Gruppe Stuten um sich scharen können, zogen einige Junggesellen nach Fehmarn um, weitere wurden in andere Schutzgebiete abgegeben. Betreut werden die Stiftungspferde vom NABU-Wallnau. "Wir können mit der Hengstgruppe erste Erfahrungen sammeln", freut sich Altemüller, "dass später mal Stuten dazukommen um die Herde wachsen zu lassen, ist dabei nicht ausgeschlossen." Die gehören auch weiterhin der Stiftung Naturschutz, der NABU-Wallnau wird die Betreuung übernehmen. Das Geld für den Zaunbau und den Pferdetransport kommt aus dem EU geförderten LIFE BaltCoast Projekt der Stiftung. Es soll noch bis 2011 wertvollen Küstenlebensräumen an der Ostsee schützen und entwickeln. Die "Wilde Pferdeweide" ist eines von 33 BaltCoast-Gebieten zwischen Schweden und Litauen, die alle zum europaweiten Netzwerk von Schutzgebieten mit dem Namen "Natura 2000" gehören.
"Für Spaziergänger ist es sicher eine Bereicherung", meint Küper. "Wie wir aus Gelting wissen, fasziniert das Treiben der halbwilden Pferde die Besucher."
Der Einsatz der Koniks im Stiftungsland "Püttseewiesen" wurde inzwischen beendet.
Direkt im NSG Wallnau widmen sich noch drei Konik-Hengste zusammen mit Galloway-Rindern der Biotoppflege im Osten und Südosten des Gebiets.